«Vereinfachung der Agrarpolitik ist notwendig»

von Redaktion

Der renommierte Ökonom Mathias Binswanger fordert eine Agrarpolitik mit massiv weniger Bürokratie, dafür mehr unternehmerischen Freiheiten.

«die grüne»-Chefredaktor Jürg Vollmer hat im Februar scharfe Kritik an der Agrarpolitik AP22+ geübt. Das damit verbundene Bürokratie-Monster gehöre auf den Misthaufen. Der Schweizer Starökonom Mathias Binswanger doppelt nun nach. Die Agrarpolitik soll ganz neu gedacht werden. Er fordert eine Landwirtschaftspolitik, welche sich auf einige wenige, überschaubare und längerfristig verbindliche Kriterien beschränkt.

Illustration: «die grüne» / Bruno Muff & Adobe Stock

Immer mehr Menschen arbeiten in der Landwirtschafts-Bürokratie, immer weniger in der Landwirtschaft selbst. Die Direktzahlungen an die Landwirte wurden stetig unübersichtlicher und sind an immer speziellere Bedingungen geknüpft. Damit entfernt sich die Agrarpolitik meilenweit weg von der unternehmerischen Selbstverantwortung. BauernUnternehmen wehrt sich gegen diese Entwicklung, welche durch die AP22+ noch fataler in die falsche Richtung gehen würde. Das sieht auch einer der einflussreichsten Ökonomen der Schweiz, Mathias Binswanger, so. Er schreibt in einem aktuellen Artikel in «die grüne», dass das bestehende Regime längst über das Ziel hinausgeschossen habe und einer grundlegenden Reform bedürfe. Er doppelt damit auf das Editorial von «die grüne»-Chefredaktor Jürg Vollmer nach.

Optimierung von Direktzahlungen statt Produktion
Er stellt dabei drei Punkte in den Fokus: So seien die bürokratischen Hürden etwa für die Produktion von Bio-Produkten so hoch geworden, dass es sich teilweise gar nicht mehr lohne. Zudem setze die Agrarpolitik falsche Anreize. Die Landwirte kümmern sich immer mehr um die Optimierung von Direktzahlungen statt um die Produktion von Lebensmitteln. Drittens komme dazu, dass sich die Landwirtschaftspolitik alle vier Jahre wieder verändere und die Landwirte stets neuen Anreizen hinterherrennen müssen.

Einige wenige planbare Kriterien
Da bringt auch die AP22+ keine grundlegende Änderung. Im Gegenteil: Die Direktzahlungen werden einmal mehr neu ausgestaltet, die Kategorien neu definiert, aber nicht vereinfacht. Binswanger fordert deshalb eine Landwirtschaftspolitik, welche sich auf einige wenige, überschaubare und längerfristig verbindliche Kriterien beschränkt. So könnten sich die Landwirte wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zuwenden, nämlich der Produktion von Lebensmitteln. Doch der Ökonom sieht auch Grenzen: Es gelte, einen Mittelweg zwischen den überbordenden bürokratischen Fehlanreizen und einer vollkommen ungesteuerten Agrarpolitik zu finden. Für ihn steht aber fest: «Eine Vereinfachung der Agrarpolitik ist notwendig».

 «die grüne»: Standpunkt von Ökonom Mathias Binswanger, 28. Februar 2021

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