Tückische Umstellung auf Bio

von Redaktion

Biolandwirtschaft ist in aller Munde. Der Marktanteil der Bioprodukte in der Schweiz liegt allerdings bei lediglich 9,9 Prozent. Die NZZ setzt sich mit den offenen Fragen auseinander, die sich bei der Umstellung auf Bio stellen. Sie zeigt auf, dass es Aspekte gibt, welche selbst bei Bio-Experten umstritten sind.

Neue Zürcher Zeitung

Claudia Baer, 12. November 2019

Bioprodukte sind in der Schweiz nach wie vor ein Nischenmarkt. Der Hauptgrund dafür liegt in der zurückhaltenden Nachfrage nach Bioprodukten. Offenbar klaffen hier Anspruch und Realität weit auseinander. Bio ist teurer als vergleichbare Schweizer Nahrungsmittel. Das liegt an der aufwändigeren Herstellung, aber vor allem auch an den massiven Ernteverlusten bei der Bioproduktion. So betragen die Ausfallraten beispielsweise beim Getreide 15 bis 20 Prozent oder bei Kartoffeln 20 bis 40 Prozent. Beim Bio-Raps kann es alle paar Jahre zu einem Totalausfall kommen. Der Ernteausfall muss im Preis berücksichtigt werden, damit die Rechnung für die Biobetriebe aufgeht.

Neben der fehlenden Zahlungsbereitschaft warten noch andere Tücken bei der Umstellung auf Bio, wie die NZZ ausführt. Wegen der Mindererträge im Biobereich geht nämlich die Eigenproduktion im Inland zurück, was dazu führt, dass mehr Lebensmittel importiert werden müssen. Ob diese genau so nachhaltig produziert werden wie die inländischen Produkte, ist hochspekulativ. Im besten Fall dürfte diese Frage mit Unsicherheiten behaftet sein.

Auch zu beachten gelte es, dass nicht zu viele Landwirte gleichzeitig auf Bio umstellen. Dann kommt es nämlich zu einem Überangebot. Wenn mehr Bioprodukte produziert werden, als die Kunden kaufen, fällt der Preis, und die Biobauern können ihre Kosten nicht mehr decken, wird Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbandes und überzeugter Biobauer, von der NZZ zitiert. In einigen Bereichen ist das bereits heute so: Im laufenden Jahr konnten Biobutter und Biomilch nicht vollumfänglich abgesetzt werden. Wenn die Landwirte für ihre Anstrengungen höhere Direktzahlungen erhalten, was bereits heute der Fall ist, dann seien biologische Betriebe sogar rentabler als konventionelle, zeichnet Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau, gegenüber der NZZ einen weiteren Weg auf, wie die Rechnung für Biobauern aufgehen kann. Allerdings: Wie Beispiele zeigen, wirkt staatlich verordnete Planwirtschaft marktverzerrend und weist unberechenbare Rückkopplungseffekte auf.

Man kann es drehen und wenden wie man möchte: Letztlich wird ein Ausbau der Bioproduktion von der Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten abhängen. Gerade in der Schweiz, wo jedes Produktionssystem sehr hohen ökologischen Standards genügen muss, ist eine flächendeckende Umstellung auf Bioproduktion wohl weder realistisch noch sinnvoll. Insbesondere wenn dadurch vermehrt auf importierte Lebensmittel ausgewichen werden müsste.

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Der Artikel ist von Claudia Baer. Es ist am 12. November 2019 in der NZZ erschienen.

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