Die Landwirtschaft steckt in der Krise

von Redaktion

Der Schweizer Landwirtschaft geht es nicht gut. Das hat sehr viele Gründe. Das Online-Magazin «Watson» zeigt in einem Stimmungsbericht die etwas andere Sicht auf den Alltag der Bauern anhand einiger ausgewählter Punkte.

Das «Heidi-Bild», welches viele Leute immer noch mit der Schweizer Landwirtschaft assoziieren, hat nicht mehr viel mit der Realität zu tun. Seit Jahren geben täglich drei Bauernfamilien ihren Hof auf, die Arbeitszeiten sind bei tiefem Durchschnittseinkommen übermässig hoch, vielfach macht sich Verzweiflung breit. Das sind nur einige Punkte, welche kaum je den Weg in die Öffentlichkeit finden.

Die Bäuerinnen und Bauern lieben ihren Beruf. Nur so ist es möglich, das enorme Arbeitspensum zu bewältigen und sich gleichzeitig mit einem bescheidenen Lohn zufrieden zu geben. Doch jede Liebe hat ihre Grenzen. Vielen Bauernbetrieben wird das Leben immer schwerer gemacht. Eine Autorin und ein Autor des Online-Magazins «Watson» haben sich auf Spurensuche gemacht und listen in ihrem Stimmungsbericht wichtige Aspekte auf, weshalb sich bei vielen Landwirtinnen und Landwirten Verzweiflung breit macht.

Stillstand in der Agrarpolitik
Der Schweizer Agrarpolitik muss eine wichtige Rolle an der aktuell schwierigen Situation zugeschrieben werden. Allein die Tatsache, dass diese alle vier Jahre angepasst wird, erschwert die Planbarkeit ungemein. Die Entwicklung gipfelt in der gerade erst sistierten AP22+. Sie steht beispielhaft für diese seit Jahrzehnten andauernde Situation und kann keine brauchbare Basis für eine Weiterentwicklung der Agrarpolitik bilden. Unter anderem hätte sie eine Reduktion des Einkommens im landwirtschaftlichen Sektor um 265 Millionen Franken und eine Senkung des Selbstversorgungsgrads zur Folge. Das wäre für viele Betriebe fatal.

Viel Arbeit für wenig Geld
Die durchschnittlichen Einkommen sind nämlich bereits heute sehr tief. So arbeitet der Bauer nicht selten 55 Stunden oder mehr pro Woche. Samstage und Sonntage sind normale Arbeitstage, durchschnittlich sind neun Ferientage pro Jahr normal und der Jahreslohn beträgt rund 74'200.- Franken pro Betrieb. Umgerechnet auf eine Vollzeitarbeitskraft in einer Familie liegt der Verdienst bei 54'600.- Franken (Zahlen für 2019).

Kein Wunder, haben in den letzten Jahrzehnten immer mehr Bauernbetriebe aufgegeben. In den letzten 20 Jahren sind pro Tag drei Betriebe verschwunden. Nicht zu verschweigen ist auch die Tatsache, dass die Suizidrate deutlich höher als im Durchschnitt der Bevölkerung ist.

Abhängigkeit von Händlern
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Einseitigkeit in der Wertschöpfungskette. Während die Bauern die Rohmaterialien herstellen, findet die Veredelung beim Händler statt. Dort wird nicht nur die viel höhere Wertschöpfung generiert, der Händler sitzt auch am längeren Hebel. Die Bauern sehen sich mit immer höheren Kosten der Produktion konfrontiert, weil die Auflagen stetig steigen. Aufgrund der Marktmacht der Händler müssen diese Kosten aber meistens von den Bauern getragen werden. Der Druck auf die Landwirtschaft steigt, der sonst schon kleine Profit vermindert sich mit jeder zusätzlichen Auflage noch weiter.

Prügelbranche der Nation?
Ein Punkt, der im Artikel von Watson nicht erwähnt wird, aber den wir als IG BauernUnternehmen fast täglich zu hören bekommen: Viele Landwirtinnen und Landwirte fühlen sich immer mehr als die Prügelknaben oder -mädchen der Nation. Die Landwirtschaft wird für alles mögliche verantwortlich gemacht. Es scheint kein Tag zu vergehen, an dem nicht aus irgendeiner Ecke ein Landwirtschafts-Bashing auf uns hereinprasselt. Auch das ist ein Grund, weshalb einem die Freude am Bauern vergehen kann. Die Wertschätzung für eine Branche, welche immer noch einen grossen Teil der Versorgung mit gesunden, regionalen Lebensmitteln sicherstellt, scheint in der modernen Gesellschaft immer geringer zu werden. Dies zu korrigieren, ist auch eines der Anliegen der IG BauernUnternehmen.

 

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Watson: «Die Schweizer Landwirtschaft steckt in der Krise»

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