Mit grosser Erleichterung, aber auch Genugtuung nimmt die IG BauernUnternehmen die Ablehnung der beiden extremen Agrarinitiativen zur Kenntnis. Offenbar hat sich die Stimmbevölkerung nicht durch die Mogelpackungen täuschen lassen. Die Schweizerinnen und Schweizer sprechen damit der regionalen Produktion an Nahrungsmitteln ihr Vertrauen aus. Auch sind sie offenbar mehrheitlich der Meinung, dass der Pestizideinsatz in der Schweiz weiterhin sinnvoll ist und mit den bestehenden Massnahmen genügend kontrolliert wird.
Morgen die Landwirtschaft umkrempeln, aber nicht wissen, wie eine Gurke wächst. Erdbeeren im Februar kaufen, aber morgen das Klima retten wollen. Na, erkennen Sie sich?
Immer wieder hört man den Satz “die bechömed ja gnueg”. Eine kurze Abhandlung dessen, was unsere Landwirtschaft bekommt und warum. Wie eine Gurke wächst, müssen Sie selbst rausfinden.
Da ist der «Kassensturz» eindeutig zu weit gegangen: Im April wurde im Beitrag zum Nein von Bio Suisse zur Trinkwasser-Initiative aus betriebseigenem Futter kurzerhand Importfutter. Was nach einer sprachlichen Ungenauigkeit tönt, ist in Wahrheit ein inakzeptables Verbiegen des Initiativtextes, welches die Initiantinnen und Initianten systematisch betreiben. Der «Kassensturz» hat diese Argumentation übernommen und sich somit zum Sprachrohr der Initiative gemacht. Deshalb wurde bei der Ombudsstelle der SRG mehrfach Beschwerde eingereicht - unter anderem auch durch die IG BauernUnternehmen. Diese wurde nun gutgeheissen: Der «Kassensturz» hat die freie Meinungsbildung unzulässigerweise verfälscht.
Der Weg von Nahrungsmitteln vom Acker bis auf den Teller der Konsumenten ist lang. Während der Wachstumsphase sind Kulturpflanzen wie Kartoffeln verschiedenen Krankheiten und Schädlingen ausgesetzt. Bei Befall müssen sie mit Pflanzenschutzmittel geschützt werden. Was viele jedoch nicht wissen: Auch nach der Ernte brauchen Pflanzen Schutz. Biozide und Pflanzenschutzmittel (beide fallen unter den Überbegriff Pestizide) helfen dabei, die Lebensmittelverluste auch nach der Ernte so gering wie möglich zu halten. Doch ihr Einsatz ist durch die beiden Agrar-Initiativen in Frage gestellt.
Mit der Annahme der Agrar-Initiativen wäre in der Schweiz der Anbau von Raps gefährdet. Schweizer Raps würde Mangelware. Dies in einem Umfeld, in dem die Rapspreise durch die Decke gehen und Raps gefragt ist wie selten zuvor. Die Schweiz würde mit den Agrar-Initiativen dem heimischen Rapsanbau einen Bärendienst erweisen.
Mit der Trinkwasser-Initiative wird suggeriert, dass es um die Qualität unseres Wassers schlecht bestellt sei. Doch diese Panikmache entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Die «Ostschweiz» hat sich in die Statistiken in ihrem Einzugsgebiet vertieft und Fachleute gefragt. Klares Fazit: Die Trinkwasserqualität ist nach wie vor hervorragend. Die Grenzwerte werden zwar da und dort überschritten. Aber sie sind so streng, dass das Wasser weit weg von jeglicher Gesundheitsgefahr ist. Das zeigt: Mit der Panikmache zum Trinkwasser wird schamlos Politik gemacht.
Schweizer Bauer, 8. Mai 2021, Kommentar Andreas Bürki
von Redaktion
Falsch verstandener Umweltschutz führt dazu, dass wir in der Schweiz das grosse Potenzial von Raps nicht nutzen. Mit den Agrar-Initiativen würde es noch schlimmer. Wir würden diesen wichtigen Eiweissträger verschwenden und den Bienen notwendige Nahrung entziehen. Aber das ist noch nicht alles: Wir fördern nämlich dadurch die Abholzung der Regenwälder, weil anstatt einheimischer Raps schädliches Palmfett importiert wird.
Die Trinkwasser-Initiative führt nicht nur zu weniger regionalen Produkten und höheren Preisen. Sie könnte auch die Steuerzahlenden teuer zu stehen kommen. Die Handelszeitung hat nachgerechnet: Das Agrarbudgtet müsste um bis zu einer Milliarde Franken pro Jahr aufgestockt werden, um die sich abzeichnenden Einkommensverluste zu kompensieren. Wie realistisch allerdings eine solche Erhöhung ist, steht auf einem anderen Blatt.
Im Club bei SRF wurde unlängst über die beiden Agrar-Initiativen und den Bauernstand diskutiert. Dabei kam auch mehrmals der Import von Futtermitteln zur Sprache. Doch: Mit der Annahme der beiden Initiativen würde im Gegenzug der Nahrungsmittelimport massiv angekurbelt. Und das schadet gemäss Studien der Umwelt deutlich mehr als die heutige regionale Produktion in der Schweiz. Zudem konnten bei den Schweizer Futtermittelimporten bereits starke Fortschritte bezüglich Nachhaltigkeit erreicht werden.
Für viele Betriebe würde sich ein Pestizidverbot verheerend auf die betriebswirtschaftliche Rechnung auswirken. Die Handelszeitung zeigt anhand konkreter Beispiele, was das in der Praxis genau heisst. In der Schweiz wird schon sehr stark in Bio-ähnliche Methoden investiert. Doch vielfach wird dies nicht mit einer höheren Kaufbereitschaft belohnt. Diese wäre aber nötig, um überleben zu können.